Letzte Aktualisierung: 28.01.2013

Mobilität: PKW-Dichte (PKW-Besatz)

Erfasst werden hier alle in Dortmund zugelassenen PKW, bezogen auf die hiesige Bevölkerungszahl (PKW-Dichte je 1000 Einwohner) 

Zielbezug:

Das motorisierte Kraftfahrzeug ist wegen der hohen Beanspruchung natürlicher Rohstoffe, der mit der Verbrennung verbundenen Abgase, des Lärms und des enormen Raumverbrauchs unter allen Verkehrsmitteln am Boden das umweltschädlichste und zudem städtebaulich unverträglichste Verkehrsmittel.


Zielwert:

keiner bekannt.


Wechselwirkungen/Zielkonflikte:

Flächenverbrauch/Freiraumschutz, Co2-Emissionen, Verkehrsunfälle, Fahrradverkehr, Abo-Kunden ÖPNV, Einkommensarmut


Vergleichsstädte:

Bremen wurde als Vergleichsstadt herangezogen,  weil sie von der Größenordnung und Struktur her mit Dortmund einigermaßen vergleichbar ist. Außerdem die - wesentlich kleinere Stadt - Münster in Westfalen,  weil sie in Sachen Verkehrspolitik allgemein als vorbildlich gilt.
Die (Wohn-) Bevölkerung der Stadt Bremen betrug Ende 2011 548.319 Einwohner,  die Münsters 291.754 Einwohner,  also etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung Dortmunds.


Definition Messgrößen:

In der jeweiligen Stadt zugelassene PKW (inkl. Kombiwagen) am Ende des jeweiligen Kalenderjahres, bezogen auf je 1000 Einwohner.
In Anbetracht der kürzlich erfolgten Statistik-Umstellung ab dem Jahr 2008 ohne die vorübergehend stillgelegten Fahrzeuge.


Datenquellen:

a. zu Dortmund:
Einwohnerzahlen Dortmund (Wohnbevölkerung) ab 1990 nach: Amt für Statistik und Wahlen der Stadt Dortmund,  aktuelle Schnellübersicht 'Bevölkerung nach Geschlecht' (August 2012) im Dortmunder Stadtportal dortmund.de

Daten zu zugelassenen PKW in Dortmund 1995 bis 2011 nach: Regionaldatenbank des Statistischen Bundesamts bzw. Regionaldatenbank NRW (September 2012);
Daten vor 1995 nach Zahlen der Stadt Dortmund (Kfz-Register),  entnommen dem 'Jahresbericht 2011 Lebensraum Dortmund',  S. 17 (Achtung: hier jeweils Bestand zum 31.7. d.J., für 1950: zum 1.4.50).
Quoten (PKW-Dichte) nach eigenen Berechnungen; hierzu gibt es u.W. keine bundesweit verfügbare regionalisierte Statistik.

b. zur Vergleichsstadt Münster:
Einwohnerzahlen Münster (Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung) aus: Stadt Münster, 'Jahresstatistik 2011 – Bevölkerung',  S. 10
Daten zu zugelassenen PKW ab 1995: wie Dortmund; frühere Zahlen nach Statistik Stadt Münster
Die Jahres-Statistiken werden regelmäßig herausgegeben und sind ab dem Band 2001/2002 auch über das Internet einsehbar unter: www.muenster.de/stadt/stadtplanung/stadtentwicklung-publikationen.html 

c. Zur Vergleichsstadt Bremen:
Einwohnerzahlen Stadt Bremen aus: Regionaldatenbank des Statist. Bundesamts (August 2012);
Zahl für 2011 aus: Statistischer Bericht 'Bevölkerungsstand und -bewegung im Januar 2012',  hrsg., vom Statist. Landesamt Bremen 
Daten zu in Bremen zugelassenen PKW ab 1995: Regionaldatenbank des Statistischen Bundesamts
Die Daten für Bremen sind ab Jahrbuch 2002 auch über das Internet einsehbar unter: www.statistik.bremen.de/sixcms/detail.php




Stichtag und Erhebungsintervalle:

Stichtag für Einwohner- und PKW-Daten jeweils der 31.12. (Achtung: PKW-Daten vor 2000 häufig abweichend). Die Quote ist 1x jährlich zu ermitteln, wegen der Zugänglichkeit der Daten etwa gegen Mitte des Folgejahres.


Bemerkungen:

Die Datenlage ist grundsätzlich gut. Wir stützen uns hier erstmals auf die Daten der Flensburger Bundesbehörde,  weil diese am ehesten eine Vergleichbarkeit gewährleisten (wiedergegeben in der Regionaldatenbank des Statistischen Bundesamts). Die meisten Städte veröffentlichen daneben auch eigene Zahlenreihen,  basierend auf den Kfz-Anmeldungen in der jeweiligen Stadt. Auswertung, und Aufbereitung folgen aber häufig unterschiedlichen Systematiken.

Zur Vergleichbarkeit der Daten: Aufgrund von Änderungen in der Systematik des Bundesamtes werden seit 2008 nur noch die zugelassenen Kraftfahrzeuge zum Bestand gezählt,  was bedeutet: Die vorübergehend abgemeldeten und stillgelegten Fahrzeuge werden seither aus der Bestands-Statistik ausgeklammert. Seit 1. März 2007 ist zudem nicht mehr der Standort,  sondern der Wohnort des Halters maßgebend.1

Die Entscheidung hinsichtlich der Einwohnerdaten fiel uns hingegen schwerer. Dortmund führt seine eigene Einwohnerstatistik ('Hauptwohnungsbevölkerung'),  deren Ergebnisse von denen der Landesdatenbank Destatis z.T. deutlich abweichen. Da man sich in der Stadtentwicklung und ähnlichen Zusammenhängen durchweg auf erstere stützt,  halten wir es hier ebenso.

Letzteres hat jedoch auch Folgen für die hier ermittelten Zahlen zur PKW-Dichte. Die von der Stadt ausgewiesenen Einwohnerzahlen rangieren um 2.500 – 4.000 Personen unter den Ergebnissen aus der Landesdatenbank bzw. der Regionaldatenbank des Statistischen Bundesamts. Das führt dazu, dass die auf Grundlage der kommunalen Einwohnerdaten errechneten Quoten eigentlich etwas zu hoch sind und nicht so ganz 100-prozentig vergleichbar sind mit den entsprechenden Werten der beiden Vergleichsstädte.


Beschreibung und Interpretation:

Zunächst: Bei allen 3 Städten ist der Sprung nach unten (!) zwischen den beiden Jahren 2006 und 2007 unübersehbar. Dies ist auf mehrmalige Änderungen in der Systematik zurückzuführen. Siehe hierzu und zu weiteren Einschränkungen die „Bemerkungen“ oben.

Lässt man den Niveausprung 2006/2007 außer Acht, dann ist zu konstatieren, dass es in Dortmund kein Jahr ohne einen Zuwachs im PKW-Bestand gegeben hat – trotz zwischenzeitig sinkender Einwohnerzahlen. Allerdings hat sich der Zuwachs seit etwa dem Jahr 2000 deutlich verlangsamt.

Die Quoten für Münster sind – für eine allgemein als fahrrad- und ÖPNV-freundlich geltende Stadt – erstaunlich hoch; zu vermuten ist, dass der - vergleichsweise - höhere Wohlstand mehr Wahlmöglichkeiten bei der Verkehrsmittelwahl erlaubt. Dennoch sind die jüngsten Werte für Münster und Dortmund nahezu identisch.1

Ganz anders die Entwicklung in Bremen: Obwohl von Struktur und Größe vergleichbar mit Dortmund, blieb die Weserstadt mit ihren Quoten durchgehend unter dem hiesigen Niveau,  wobei der Abstand zu Dortmund über lange Zeit noch von Jahr zu Jahr zunahm. Zuletzt,  im Jahr 2011,  betrug der Abstand immerhin noch 36 Punkte (36/1000). Die Frage sei erlaubt: Was machen die besser als Dortmund?

Betrachtet man die absoluten Zahlen, dann hat sich der PKW-Besatz Bremens, wenn man den Niveausprung 2006/2007 ausklammert, über einen Zeitraum von 15 Jahren so gut wie nicht verändert, bei gleichzeitig stagnierenden Bevölkerungszahlen. Erst in den letzten 2-3 Jahren zogen die Zahlen etwas an; 2011 gab es einen ungewöhnlich großen Sprung nach oben, um mehr als 4.000 Fahrzeuge.

Die Finanzmarktkrise 2009 hinterließ in keiner Stadt nennenswerte Spuren. In einer Sonderuntersuchung haben die Statistiker der Stadt Dortmund hingegen herausgefunden, dass durch die sog., Abwrackprämie der PKW-Bestand im Laufe des Jahres 2009 nicht nur jünger, sondern auch leistungsstärker geworden ist. Innerhalb von 12 Monaten stieg die Durchschnittsleistung pro PKW von 75 auf 77 KW; umgerechnet heißt das von 102 auf ca. 104, 7 PS.2

Im Vergleich der 3 Städte schneidet Dortmund somit zahlenmäßig deutlich schlechter ab als Bremen und allenfalls geringfügig besser als Münster. In den Ruhr-Nachrichten wurde im Juli 2012 die Studie eines Verkehrsexperten angeführt, wonach die Autodichte „in keiner deutschen Großstadt mit mehr als 500.000 Einwohnern (...) so hoch (sei) wie in Dortmund“.3 Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht und haben festgestellt: In dem Artikel wird maßlos übertrieben. Es gibt zahlreiche Großstädte, die (noch) höhere PKW-Dichten aufweisen als unsere Stadt. Aber einige der größten Städte wie Hamburg, Köln und ganz besonders Berlin bleiben tatsächlich unter den Dortmunder Werten (mit 406, 429 bzw. 323 PKW pro 1.000 Einw., Angaben für 31.12.2010).

Es kommt aber ein weiterer Aspekt hinzu: die jeweils zur Verfügung stehende Verkehrsfläche. Im 'Jahresbericht 2011 – Lebensraum Dortmund',  herausgegeben vom Fachbereich Statistik der Stadt Dortmund, heißt es dazu: „In keiner der Vergleichstädte steht für in Relation zum Fahrzeugbestand so viel Verkehrsfläche zur Verfügung wie in Dortmund,  nämlich 1 Hektar Verkehrsfläche für 66 Kfz..“ Verglichen wurde Dortmund mit Essen,  Duisburg, Düsseldorf und Köln. Insbesondere Essen sticht dabei hervor, mit über 100 Kfz/ha (2010).4 Übersetzt bedeutet das, dass die Dortmunder Autofahrer um 50 % mehr Platz auf den Straßen zur Verfügung haben als ihre Kollegen in Essen.

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2011 traf bei Münster allerdings ein – rechnerischer - Sondereffekt ein: Die Quote,  schon einige Jahre über der, Marke von 450 Punkten, gab plötzlich um mehr als 10 Punkte nach, trotz weiter ansteigender Absolutzahlen. Dies ist ausschließlich auf die ungewöhnliche Zunahme der Wohnbevölkerung um fast 12.000 Einwohner innerhalb eines einzigen Jahres (!) zurückzuführen. Zu den Dortmunder Quoten s. auch die einschränkenden Hinweise oben, unter „Bemerkungen“

Die Entwicklung des Kfz-Bestands in Zeiten der Umweltprämie, Kurzinfo 2010/01, hrsg. v. Fachbereich Statistik der Stadt Dortmund, hier insbesondere S. 9ff.

3 „Vergleich von Großstädten: Dortmunder haben die meisten Autos“, Artikel in den RN v. 23.7.2012, Lokalteil Dortmund 

4 s. 'Jahresbericht 2011 – Lebensraum Dortmund', hrsg. vom Fachbereich Statistik der Stadt Dortmund, S. 17 


Handlungsbedarf zur Zielerreichung:

Wo keine Zielwerte vorgeben sind, ist aus Daten wie den obigen auch kein unmittelbarer Handlungsbedarf abzuleiten. Leider mochte sich die Stadt Dortmund aus schwer nachvollziehbaren Gründen auch im Zuge der jüngsten Aufstellung eines 'Masterplans Mobilität' nicht auf quantitative Zielgrößen einlassen, bis auf Zielwerte zum Radverkehrsanteil (s. hierzu Indikator Fahrradverkehr).1

Andererseits hat der Motorisierte Individualverkehr (MIV) insbesondere die (erweiterte) Innenstadt nach wie vor voll im Griff - wobei für das Verkehrsaufkommen neben den PKW natürlich auch die rund 38 Tsd. anderen hier zugelassenen Kfz sowie die vielen auswärtigen Fahrzeuge (Pendler!) eine wichtige Rolle spielen. Unter Umwelt- wie auch Stadtverträglichkeitsgründen wäre eine Umkehr von der Sowohl-Als-Auch-Politik in Dortmund dringend geboten. Die Verkehrsmittel des Umweltverbundes haben keine Chance, dem MIV größere Verkehrsanteile „abzujagen“, solange nicht parallel zur Verbesserung der Bedingungen für ÖPNV, Rad- und Fußverkehr ein sehr restriktiver Aus- oder gar Rückbau von Straßenanlagen (Verkehrsflächen) einschließlich der öffentlichen Stellplätze betrieben wird. „Dies ist in Dortmund derzeit nicht der Fall“, so steht es lakonisch im 'Masterplan Mobilität' auf S. 26.

Aber das ließe sich bei einigermaßen gutem Willen ändern.

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vgl. Planungsamt der Stadt Dortmund: Masterplan Mobilität Dortmund 2004, gedruckte Fassung von 6/04, S. 50 ff.

 


bearbeitet von::

AKOPLAN – Institut für soziale und ökologische Planung e.V., Dortmund
Dipl.-Ing. Heiko Holtgrave,
mailto: info@akoplan. 
Tel. 0231/33 67 173
Stand: 28.1.2013

 

 

 


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